Event-Tracking – Was es ist, wie es funktioniert und wie man es einsetzt
Definition von Event-Tracking
Event-Tracking bezeichnet die Erfassung und Verfolgung spezifischer Nutzerinteraktionen auf einer Website oder App. Dabei werden Handlungen wie Klicks auf Buttons, das Abspielen von Videos, Scroll-Tiefen, Downloads von Dateien oder das Ausfüllen von Formularen als „Events“ definiert und systematisch erfasst. Diese Interaktionen gehen über die klassischen Seitenaufrufe (Pageviews) hinaus und geben tiefe Einblicke in das Verhalten der Nutzer.
Event-Tracking ist ein essenzielles Werkzeug im Bereich des Webtrackings, da es die Analyse von Mikro-Conversions ermöglicht. Während Makro-Conversions (z. B. der Kaufabschluss) das Hauptziel einer Website abbilden, sind Mikro-Conversions kleinere, vorangestellte Schritte (wie das Hinzufügen eines Artikels zum Warenkorb oder das Scrollen bis zum Produktdetail), die zur Makro-Conversion führen. Wer diese Mikro-Conversions erkennt und auswertet, kann den gesamten Conversion-Funnel gezielt optimieren.
Technische Funktionsweise des Event-Trackings
Technisch basiert Event-Tracking auf dem Auslösen von Tracking-Pixeln oder Event-Listenern, die in den Quellcode einer Website eingebaut werden. Diese werden über JavaScript gesteuert und an ein Tracking-System wie Google Analytics 4 (GA4), Google Tag Manager (GTM) oder Matomo übermittelt.
Ablauf des Event-Trackings
- Event-Definition: Zuerst wird festgelegt, welche Interaktion (z. B. Klick, Scroll, Video-Start) erfasst werden soll.
- Event-Listener hinzufügen: Ein JavaScript-Event-Listener wird aktiviert, der erkennt, wenn der Nutzer eine bestimmte Aktion ausführt (z. B. Klick auf einen „Kaufen“-Button).
- Datenübertragung: Die Event-Daten (z. B. Event-Typ, Zeitstempel, User-ID) werden gesammelt und an das Tracking-Tool (GA4, GTM) gesendet.
- Datenverarbeitung: Die Daten werden in Berichten und Dashboards visualisiert, um die Interaktionen der Nutzer auszuwerten.
Technische Implementierung eines Event-Trackings mit dem Google Tag Manager (GTM)
- Tag-Erstellung: Im Google Tag Manager wird ein neuer Tag (z. B. „Klick-Event“) erstellt, der als Triggersignal verwendet wird.
- Trigger-Konfiguration: Ein Trigger definiert, welche Aktion das Event auslöst (z. B. „Klick auf Button mit der Klasse
.buy-now„). - Variable hinzufügen: Häufig sind zusätzliche Variablen (z. B. Click-Text, Click-URL) notwendig, um den Klick genauer zu identifizieren.
- Vorschau & Debugging: Das Event wird im Preview-Modus des Google Tag Managers getestet, bevor es live geschaltet wird. Hier können Fehler entdeckt und behoben werden.
- Veröffentlichung: Sobald das Event korrekt erfasst wird, wird die GTM-Container-Version veröffentlicht.
Anwendungsbeispiele (Cases) von Event-Tracking
Case 1: E-Commerce-Shop – Verfolgung des „In den Warenkorb“-Buttons
Problemstellung: Ein Online-Shop möchte wissen, wie oft Nutzer einen Artikel in den Warenkorb legen, ohne den Kaufprozess abzuschließen.
Ziel: Das Ziel ist es, herauszufinden, welche Produkte häufig in den Warenkorb gelegt, aber später nicht gekauft werden. Das kann Hinweise auf Produktauswahl, Preise oder UX-Probleme geben.
Technische Umsetzung:
- Event-Definition: Das Klick-Event wird für den Button „In den Warenkorb“ definiert.
- GTM-Einrichtung:
- Trigger: Klick auf den Button mit der Klasse
.add-to-cart. - Variable: Über die Variable
Click TextoderClick URLwird die Information zum Produktnamen oder zur SKU (Stock Keeping Unit) übergeben.
- Trigger: Klick auf den Button mit der Klasse
- GA4-Datenübertragung:
- Das Event „add_to_cart“ wird an GA4 gesendet.
- Produktinformationen (SKU, Produktname, Preis) werden als Event-Parameter mitgeschickt.
- Auswertung in Google Analytics 4:
- In den GA4-Berichten wird angezeigt, wie viele Nutzer den „In den Warenkorb“-Button pro Produkt geklickt haben.
- Durch die Analyse der Abbruchrate (wie viele den Kauf nicht fortsetzen) können mögliche Hindernisse identifiziert werden.
Ergebnis: Das Unternehmen erkennt, dass bestimmte Produkte eine hohe Warenkorb-Abbruchrate aufweisen, was auf unzureichende Produktbeschreibungen oder zu hohe Preise hindeuten könnte.
Case 2: Content-Website – Verfolgung der Scroll-Tiefe
Problemstellung: Ein Content-Anbieter möchte wissen, wie tief Nutzer auf Blog-Artikeln scrollen, um die Lesebereitschaft zu analysieren.
Ziel: Das Ziel ist es, die Scroll-Tiefe zu messen und herauszufinden, wie viele Leser den kompletten Artikel lesen. Mit diesen Daten können längere Inhalte optimiert oder an den Lesegewohnheiten der Nutzer ausgerichtet werden.
Technische Umsetzung:
- Event-Definition:
- Die Scroll-Tiefe (z. B. 25%, 50%, 75% und 100% der Seite) wird als Event verfolgt.
- GTM-Einrichtung:
- Tag: Scroll-Tracking-Tag wird erstellt.
- Trigger: Scroll-Tiefe (25%, 50%, 75%, 100%) wird als Trigger konfiguriert.
- Variable: Die Scroll-Tiefe in Prozent wird als Variable festgelegt.
- GA4-Datenübertragung:
- Das Event „scroll“ wird an Google Analytics 4 gesendet.
- Als Event-Parameter wird die Scroll-Tiefe (z. B.
scroll_percentage = 75) übergeben.
- Auswertung in Google Analytics 4:
Ergebnis: Durch die Analyse der Scroll-Tiefe merkt der Anbieter, dass viele Nutzer bei 50% der Seitenlänge abspringen. Die Ursache wird ermittelt (vielleicht ein störendes Bild oder eine zu lange Textpassage) und durch UX-Optimierungen behoben.
Vorteile des Event-Trackings
- Tiefere Einblicke in das Nutzerverhalten: Verfolgen von Mikro-Conversions wie Klicks, Downloads oder Scroll-Verhalten.
- Bessere UX-Optimierung: Verstehen, wo Nutzer abspringen und warum.
- Flexibilität: Tracking ist anpassbar – von Klicks bis hin zu komplexen Nutzeraktionen.
- Segmentierung: Nutzergruppen können anhand ihrer Interaktionen segmentiert werden (z. B. Nutzer, die den Kauf abbrechen).
- Automatische Berichte: Tools wie GA4 und Looker Studio machen die Datenanalyse leicht verständlich.
Häufige Fehler und Tipps beim Event-Tracking
- Falsche Trigger-Bedingungen: Der Trigger wird bei jedem Klick (auch auf leere Flächen) ausgelöst, wenn die Bedingungen nicht korrekt definiert sind. Tipp: Definiere den Trigger genau (z. B. nur für
.add-to-cart-Buttons). - Doppelte Events: Häufig kommt es zu doppelten Event-Übertragungen. Tipp: Verwende Debugging-Tools wie den GTM Preview-Modus, um doppelte Events zu identifizieren.
- Unklare Event-Namen: Der Event-Name „click“ ist zu allgemein. Tipp: Wähle präzise Namen wie
add_to_cart,video_start,scroll_depth. - Fehlende Parameter: Events ohne Parameter sind unbrauchbar. Tipp: Übertrage kontextbezogene Parameter wie „Produktname“, „Produkt-ID“ oder „Scroll-Tiefe“.
Fazit
Event-Tracking ist ein unverzichtbares Tool zur Analyse von Nutzerinteraktionen. Es bietet eine detaillierte Sicht auf Mikro-Conversions und ermöglicht fundierte Entscheidungen zur Optimierung von UX und Conversion-Raten. Mit der richtigen technischen Implementierung im Google Tag Manager oder direkt in GA4 können wertvolle Daten über Nutzerverhalten gesammelt und effizient analysiert werden. So werden Potenziale sichtbar, die sonst verborgen bleiben.