Granularität

Zuletzt aktualisiert: 15. Juni 2025

Autor: Patrick Grundlach

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Granularität – Die Feinheit der Datenanalyse verstehen

Granularität beschreibt den Detailgrad, mit dem Daten erfasst, gespeichert und analysiert werden. Je granularer die Daten, desto feiner ist die Auflösung, mit der man einzelne Informationen untersuchen kann. In der Praxis bedeutet das, dass hochgradig granulare Daten eine tiefere und präzisere Analyse ermöglichen, da die Informationen in kleineren Einheiten vorliegen. Das Gegenteil davon sind aggregierte Daten, bei denen Informationen zu größeren Einheiten zusammengefasst werden.

Granularität spielt eine entscheidende Rolle in der datengetriebenen Entscheidungsfindung. Sie beeinflusst nicht nur die Art der Analyse, sondern auch die Möglichkeiten, gezielte Maßnahmen abzuleiten. Eine grobe Granularität eignet sich für schnelle, übergreifende Analysen, während eine feine Granularität erforderlich ist, um tief in spezifische Bereiche einzutauchen.

Technische Beschreibung der Granularität

  • Datenerfassungsebene
    • Feine Granularität: Jeder Klick, jede Scroll-Aktion, jede Produktansicht wird als einzelnes Ereignis erfasst.
    • Grobe Granularität: Alle Klicks auf einer Seite werden zu einem Ereignis zusammengefasst (z. B. „5 Klicks auf Seite X“).
  • Speicherebene
    • Feine Granularität: Einzelne Rohdaten (z. B. „Benutzer X hat um 12:03 Uhr auf Produkt Y geklickt“).
    • Grobe Granularität: Aggregierte Daten (z. B. „20 Klicks auf Produkt Y am 01.12.2024“).
  • Analyseebene
    • Feine Granularität: Analyse von Einzelnutzern und deren Verhalten (z. B. Benutzer-Journey über mehrere Sessions hinweg).
    • Grobe Granularität: Analyse von Nutzergruppen (z. B. „Durchschnittlich 5 Klicks pro Session“).
  • Technische Implementierung
    • In Systemen wie Google Analytics 4 (GA4) wird die Granularität durch benutzerdefinierte Events, Parameter und Dimensionen gesteuert.
    • Über BigQuery lassen sich granulare Rohdaten abrufen und weiterverarbeiten, während in GA4 Dashboards oft aggregierte Daten gezeigt werden.
    • Tracking-Tools wie der Google Tag Manager (GTM) steuern, welche Ereignisse in welchem Detailgrad (z. B. mit oder ohne Parameter) an Analyseplattformen gesendet werden.

Case 1: Granularität in der Produktanalyse (E-Commerce)

Problem:
Ein Online-Shop möchte analysieren, warum der Umsatz eines bestimmten Produkts rückläufig ist. Mit einer niedrigen Granularität (nur „Anzahl der Verkäufe pro Tag“) kann man lediglich erkennen, dass die Verkäufe gesunken sind. Aber warum?

Lösung (Feine Granularität):
Statt nur Verkäufe zu messen, werden detaillierte Metriken wie Klicks, Scrolls, Verweildauer auf der Produktseite, Warenkorb-Hinzufügungen und Absprünge in GA4 erfasst. So lassen sich Hypothesen ableiten:

  • Analyse der Klick-Daten: Wurde das Produkt überhaupt geklickt?
  • Analyse der Verweildauer: Haben sich Nutzer die Produktbeschreibung durchgelesen oder sind sie schnell abgesprungen?
  • Analyse der Warenkorb-Daten: Wurde das Produkt dem Warenkorb hinzugefügt, aber der Kaufprozess abgebrochen?

Mit dieser granularen Erfassung können konkrete Maßnahmen abgeleitet werden:

  • Wenn wenige Klicks → Sichtbarkeit des Produkts auf der Website erhöhen.
  • Wenn viele Abbrüche nach dem Klick → Produktbeschreibung, Preis oder Bilder optimieren.
  • Wenn viele Warenkorb-Abbrüche → Kaufprozess oder Zahlungsoptionen prüfen.

Technische Umsetzung:

  1. Ereignis-Tags im Google Tag Manager erstellen, um Klicks, Scrolls und „Add-to-Cart“-Aktionen zu erfassen.
  2. Parameter hinzufügen, wie Produktname, Kategorie, Preis und Uhrzeit des Ereignisses.
  3. Daten in Google Analytics 4 oder BigQuery analysieren, um das Verhalten auf Produktseite-Ebene zu sehen.

Case 2: Granularität bei der Kampagnenanalyse (Online-Marketing)

Problem:
Eine Marketing-Agentur möchte die Leistung von Facebook-Kampagnen bewerten. Bisher sieht die Agentur nur, wie viele Klicks pro Tag über Facebook-Anzeigen generiert wurden. Das reicht nicht aus, um die Performance einzelner Anzeigen zu vergleichen.

Lösung (Feine Granularität):
Die Granularität wird erhöht, indem zusätzliche Parameter erfasst werden, wie KampagnennameAnzeigengruppennamenAnzeigen-ID und Klick-Timestamp. Statt nur „100 Klicks von Facebook“ zu sehen, kann die Agentur nun die Klicks nach Anzeigengruppe und Uhrzeit aufschlüsseln.

Technische Umsetzung:

  1. UTM-Parameter an Kampagnen-Links anhängen:
    https://beispiel.de?utm_source=facebook&utm_medium=paid&utm_campaign=fruehlingsangebot&utm_content=ad1
  2. Im Google Tag Manager wird eine Variable erstellt, die den utm_campaign-Wert extrahiert.
  3. Alle Klick-Daten mit Kampagnennamen, Anzeigengruppennamen und Uhrzeit werden in GA4 gespeichert.
  4. In Looker Studio wird ein Dashboard erstellt, das die Klicks pro Kampagne, Anzeigengruppe und Uhrzeit visualisiert.

Ergebnis:
Statt zu sehen, dass „Facebook 100 Klicks generiert hat“, erkennt die Agentur nun, dass die Anzeige um 08:00 Uhr die meisten Klicks hatte, während eine andere Anzeige um 20:00 Uhr kaum geklickt wurde. Mit dieser granularen Analyse können Budgets besser zugeteilt werden, z. B. durch höhere Gebote zur Zeit der besten Performance.

Granularität: Wann grob und wann fein?

  • Grobe Granularität: Wenn es um schnelle Berichte und Management-Dashboards geht (z. B. Klickzahlen pro Tag).
  • Feine Granularität: Wenn Ursachenforschung betrieben wird (z. B. „Warum hat Kampagne X weniger Conversions?“).

Beispiele für Datenarten:

GrobFein
Umsatz pro TagUmsatz pro Minute pro Nutzer
Produktansichten pro TagKlicks, Scrolls, Add-to-Cart pro Produkt
1000 Nutzer auf der Seite1 Nutzer mit Klickpfad, Scroll-Events und Absprüngen
Anzahl der KäufeKaufzeitpunkt, Warenkorbwert, Gutscheincode, Gerätetyp

Fazit: Die Macht der Granularität

Die Granularität bestimmt, wie gut und wie tief Sie Ihre Daten analysieren können. Je feiner die Granularität, desto mehr können Sie herausfinden – aber desto mehr Speicherplatz, Rechenzeit und Systemressourcen sind erforderlich. Deshalb muss immer abgewogen werden, wie granular Daten wirklich sein sollen.

Mit Tools wie Google Analytics 4BigQuery und Google Tag Manager lässt sich die Granularität steuern:

  • Wollen Sie einfach nur sehen, wie viele Besucher Sie hatten? Grobe Granularität reicht.
  • Wollen Sie verstehen, warum bestimmte Produkte weniger verkauft werden? Feine Granularität ist notwendig.

Tipp: Beginnen Sie mit einer höheren Granularität, wenn Sie in einem System wie BigQuery oder GA4 arbeiten. Es ist einfacher, granulare Daten zu aggregieren, als später zusätzliche Details zu erfassen.