Measurement Protocol

Zuletzt aktualisiert: 15. Juni 2025

Autor: Patrick Grundlach

Pfeil 2

Measurement Protocol: Das Herzstück der flexiblen Datenerfassung in Google Analytics

Das Measurement Protocol ist ein von Google Analytics bereitgestelltes Protokoll, das die Möglichkeit bietet, Tracking-Daten von beliebigen Geräten, Systemen oder Anwendungen direkt an Google Analytics zu senden. Während das übliche Tracking über Browser, Apps oder Websites läuft, geht das Measurement Protocol noch einen Schritt weiter. Es ermöglicht es, Ereignisse, Interaktionen und Nutzerdaten aus Offline-Systemen, CRM-Systemen, Servern oder sogar aus Geräten ohne direkten Internetzugang (wie Kiosksysteme oder Terminals) zu erfassen und an Google Analytics weiterzugeben.

Technische Funktionsweise

Das Measurement Protocol funktioniert auf Basis von HTTP-Requests, die direkt an die Google Analytics-Server gesendet werden. Diese Requests enthalten eine strukturierte URL, die alle relevanten Parameter zur Datenerfassung beinhaltet.

Grundlegender Aufbau eines Requests

Der Request wird an die URL https://www.google-analytics.com/collect gesendet. Der Payload (also der Inhalt der URL) enthält eine Reihe von Parametern, die Google Analytics benötigt, um die Daten richtig zuzuordnen.

Beispiel-Request (GET-Methode):

https://www.google-analytics.com/collect?v=1&t=event&tid=UA-12345678-1&cid=555&ec=User&ea=Login&el=Startseite&ev=1

Parameter-Erklärung:

ParameterBeschreibungBeispiel
vProtokollversionv=1 (immer 1)
tArt des Treffers (Pageview, Event, Transaction)t=event (für Event-Tracking)
tidTracking-ID (Google Analytics Property)tid=UA-12345678-1
cidClient-ID (zur Identifikation des Users)cid=555
ecEvent-Kategorieec=User (Kategorie: „User“)
eaEvent-Aktionea=Login (Aktion: „Login“)
elEvent-Labelel=Startseite (Label: „Startseite“)
evEvent-Wert (integer)ev=1 (z. B. 1 Treffer)

Diese URL kann in jedem beliebigen System, das Zugriff auf das Internet hat, über einen simplen HTTP-GET-Request oder POST-Request gesendet werden.

Technische Anforderungen

  • Internet-Zugang: Das Gerät oder System muss die Möglichkeit haben, HTTP-Requests zu versenden.
  • Client-ID (cid): Eine eindeutige ID, um den Benutzer zu identifizieren. Diese ID wird in der Regel lokal auf dem Gerät gespeichert (z. B. als Cookie oder Session-Token).
  • Zugriff auf die API-URL: Der Zugriff auf die URL https://www.google-analytics.com/collect muss möglich sein.
  • Datenstruktur: Die URL oder der Request-Body muss gemäß den Google-Vorgaben formatiert werden, um sicherzustellen, dass die Daten korrekt erkannt werden.

Einsatzmöglichkeiten (Use Cases)

Das Measurement Protocol eignet sich vor allem in Szenarien, in denen kein Browser-basiertes Tracking möglich ist oder zusätzliche Datenquellen in Google Analytics integriert werden sollen.

Case 1: CRM-Tracking – User-Interaktionen aus einem CRM an Google Analytics senden

Szenario: Ein Unternehmen verwendet ein CRM-System (wie Salesforce, Hubspot, Pipedrive usw.), in dem Vertriebsmitarbeiter Leads und Kundenaktivitäten manuell erfassen. Um den gesamten Kundenlebenszyklus (Customer Journey) zu verfolgen, möchte das Unternehmen diese Informationen auch in Google Analytics darstellen.

Problem: Das CRM ist nicht mit der Website verbunden. Die Interaktionen finden offline (z. B. durch Kundenkontakte, Telefonate oder persönliche Termine) statt.

Lösung mit Measurement Protocol:

  1. Kundendaten aus dem CRM-System: Jedes Mal, wenn ein Vertriebsmitarbeiter eine Kundeninteraktion (z. B. ein abgeschlossenes Verkaufsgespräch) dokumentiert, wird automatisch ein HTTP-Request an Google Analytics gesendet.
  2. Tracking-Request erstellen: Das CRM-Tool sendet eine Anfrage an Google Analytics, um das Event zu erfassen.
    Beispiel-Request:

https://www.google-analytics.com/collect?v=1&t=event&tid=UA-12345678-1&cid=555&ec=CRM&ea=Call&el=LeadConversion&ev=1

  1. Ergebnis: In Google Analytics wird ein Event mit der Kategorie „CRM“, der Aktion „Call“ und dem Label „LeadConversion“ angezeigt. Das Marketing-Team kann nun die Effizienz der Vertriebsanrufe nachvollziehen.

Technische Umsetzung:

  • Integration via Webhook im CRM-System.
  • Automatisierte Batch-Verarbeitung, um Interaktionen am Ende des Tages zu übermitteln.
  • Verwendung der Client-ID (CID) aus der Website oder aus E-Mail-Interaktionen, um die User Journey zu verknüpfen.

Case 2: Offline-Tracking – Kiosk-Terminals oder POS-Systeme integrieren

Szenario: Ein Einzelhandelsgeschäft hat Kiosk-Terminals oder POS-Systeme (Point of Sale) für Kundeneinkäufe. Um die Kundenreisen zu verstehen, möchte das Unternehmen wissen, welche Produkte am Terminal ausgewählt wurden und wie sich Kunden im Store verhalten.

Problem: Kiosk-Terminals und POS-Systeme sind nicht mit der Website verbunden, und die User haben keine Cookies oder Client-IDs, die von einem Browser erfasst werden.

Lösung mit Measurement Protocol:

  1. Terminal-Tracking: Das Kiosk-System generiert bei jedem Start eine eindeutige Client-ID (z. B. UUID) und verwendet diese für das Measurement Protocol.
  2. Event-Tracking: Wenn ein Kunde ein Produkt auswählt oder eine Aktion durchführt (z. B. „Produkt in den Warenkorb legen“), wird ein HTTP-Request an Google Analytics gesendet.
    Beispiel-Request:

https://www.google-analytics.com/collect?v=1&t=event&tid=UA-12345678-1&cid=KIOSK_001&ec=Kiosk&ea=ProductSelect&el=Product123&ev=1

  1. Ergebnis: In Google Analytics wird ein Event mit der Kategorie „Kiosk“, der Aktion „ProductSelect“ und dem Label „Product123“ angezeigt. Die Client-ID wird als KIOSK_001 gespeichert. So kann das Unternehmen nachverfolgen, welche Produkte am Kiosk angesehen oder gekauft wurden.

Technische Umsetzung:

  • Erzeugung einer eindeutigen Client-ID (UUID) bei jedem Kiosk-Start.
  • Integration von HTTP-Request-Funktionalität in die Kiosk-Software (z. B. mit cURL oder einer API-Bibliothek).
  • Überwachung der Events in Google Analytics (z. B. Kiosks, die nicht antworten).

Vorteile des Measurement Protocol

  • Unabhängigkeit von Browsern: Offline-Datenquellen wie Kioske, POS-Systeme, CRM-Systeme und Server-Backends können integriert werden.
  • Zentrale User-Journey: Die komplette Customer Journey (online & offline) kann zusammengeführt werden.
  • Hohe Flexibilität: Daten können von jedem Gerät, das einen HTTP-Request senden kann, gesammelt werden.
  • Tracking-Transparenz: Unternehmen haben die volle Kontrolle darüber, welche Daten in Analytics erscheinen sollen.

Herausforderungen und Risiken

  • Einhaltung der DSGVO: Da Tracking-Daten direkt gesendet werden, müssen Datenschutzrichtlinien (wie das Anonymisieren der IP-Adresse) eingehalten werden.
  • Genauigkeit der Client-ID: Die eindeutige Identifikation der Benutzer (via Client-ID) ist entscheidend, um einzelne User-Aktionen korrekt zuzuordnen.
  • Datenvalidierung: Da die Requests manuell generiert werden, können fehlerhafte Requests zu unbrauchbaren Daten in Analytics führen.

Fazit

Das Measurement Protocol ermöglicht es, Datenquellen zu verknüpfen, die sonst isoliert bleiben würden. CRM-Daten, Offline-Transaktionen und Kiosk-Systeme können mit der Online-Performance verbunden werden. Unternehmen, die eine 360-Grad-Kundensicht benötigen, profitieren enorm von dieser Funktion. Gleichzeitig müssen Datenschutzanforderungen (DSGVO) streng beachtet werden.

Mit dem Measurement Protocol kann nahezu jedes System in das Google Analytics-Ökosystem integriert werden – sei es online, offline oder hybrid.